Ignorabimus by Holz Arno

Ignorabimus by Holz Arno

Autor:Holz, Arno
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


Vorhang.

Vierter Akt

Die alte, ehemalige, unverändert erhalten gebliebene Rokokobibliothek. Die Raumverhältnisse sind dieselben wie die des sogenannten »chinesischen Zimmers« im zweiten Akt, mit denselben, abgeschrägten Ecken und derselben, entsprechend abgeschrägten Decke; nur daß sich hier die große, zweiflüglige Tür rechts, und die kleinere, einflüglige links befindet. An den Wänden, die mit einer braunen, goldgepreßten Ledertapete bekleidet sind, überall, wo es der Raum zuläßt, mittelhohe Bücherschränke, auf denen aus Messing allerhand alte, seltsam geformte, astronomische und sonstige Instrumente stehn. Sämtliche Bücher hinter den spiegelnden Glasscheiben, mit Ausnahme einiger mächtiger Schweinslederfolianten, zeigen dieselben, sparsam goldverzierten Maroquinrücken, deren Braun dem Braun der Ledertapete entspricht. In der Mitte des Raums, auf einem großen, pfirsichfarbnen, fast den ganzen sonst grün ausgeschlagenen Boden bedeckenden Perserteppich, unter einer schweren Messingkrone, mit geschweiften Beinen, ein im Verhältnis zu seiner Länge ziemlich schmaler Tisch, hinter dem, auf ebensolchen Beinen, ein großer, pompös thronartig ausladender Sessel steht. Zwei weitere, ähnliche,

etwas bescheidnere Sessel flankieren den Tisch rechts und links. Auf diesem Tisch, außer allerlei Schreibutensilien, rechts ein altes Mikroskop, links ein ebensolcher Konkavspiegel, und über dem Bücherschrank zwischen den beiden Fenstern eine nicht minder alte, ehrwürdige »Kunst-Uhr« mit »Sonne, Mond und Sternen«. Sämtliche Möbel, sowie auch die Bücherschränke und die Türen, alle ans dunklem Polisander, sind in frühem, herbem, fast noch männlich strengem Barock-Rokoko gehalten. Die Seidenbezüge der Sessel, die Vorhänge und die breit zurückgeschlagne Portiere vor der großen Flügeltür rechts von demselben, etwas in Oliv spielendem Grün, wie der Bodenbelag. Die Fenster nach dem Garten zu weit auf. Die Vögel lärmen und, während durch den zerreißenden Wolkenhimmel grade wieder die Sonne bricht, fallen in den gelben Spätnachmittag von den sich kaum noch bewegenden Bäumen die letzten, blinkenden Tropfen. Im Verlauf des Akts färbt sich der Himmel allmählich immer röter und röter, bis zum Schluß, während die Bäume draußen schon schwarz stehn, das ganze Zimmer wie in Blut schwimmt. Gedämpfte Straßenlaute, bald näher, bald ferner, wie im ersten Akt. – Während der Vorhang sich hebt, von nebenan links, angstvoll-klagend verzweifelt, sich stärkst steigernd, die Stimme Mariannes: »Mariette! ...

Mariette!! ... Mariette!!!«.



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